Tourenberichte 1955
Nachmittagswanderung am Landhag
17. April 1955
Es war noch ziemlich kühl, als wir von unseren Bus an der großen Kehre unterhalb von Rüttehof ausstiegen. Nach ca. 10 Minuten zeigte sich unten im Tal die erste Wanderer mit Hund Greif.
Wir gingen denn vereint den wunderschönen Pirschweg entlang, Der Herr Lehrer Huber zeigte uns des älteren, mal rechts mal links gelegen, Wallmauer aus rohen Steinen gefügt.
Beim Klingenfelsen machten uns halt und bewunderten die riesige Steine. Der schönste Ausblick auf dem Rhein aber wurde uns beim Solfelsen zuteil. Wir verzehrten unsere Schnitten und wurde gelehrt das der Solfelsen aus grob körnigen Granit mit Quarzeinschüben besteht. Er steht wie festgewachsen in der Erde, wurde aber durch Gletschereinwirkung schön rund geschliffen. Ein Rheinkiesel seltener Art!
In Günnenbach (zur Sonne) lockten Kaffee und Speckbrote, aber uns schmeckte ein kräftiger Wermut, den der Wind pfiff scharf um die Ecken. Dann ging es in Laufschritt zum Zug. Wir erreichten keuchend Brennet als der Zug gerade einfuhr.
Ziemlich müde, aber volle Erlebnisse, ging es ins Bett.
Blütenwanderung über den Dinkelberg
8. Mai 1955
08:15 trafen wir uns am Bahnhof Wehr und fuhren – 18 Leute – nach Lörrach. Zunächst bestaunten wir den neu erbauten Wolkenkratzer (10 Stockwerke waren es bereits) unterhalb von Schädelberg und wanderten denn immer in Wald entlang bis zum 7 Bannstein.
Das Buchengrün leuchtete hellgrün und Veilchen sowie Waldmeister blühten am Wegrand. In Adelhausen wurde Mittagspause im Gasthof zum Dinkelberg gehalten und jeder trank und aß was ihm schmeckte.
Die Sonne strahlte vom Himmel, sodass jede Jacke überflüssig wurde, und wir brachten wieder auf um die Hohe Flum zu erreichen. Aber wir blieben noch öfters stehen, den die Alpen zeigten sich in herrliches Schneepracht. Herr Schmeider machte auf den Belchen, Blauen und Köhlgarten aufmerksam, und Herr Grässlin entdeckt sogar den Feldberg. Es war herrlichste Sicht nach alle Seiten.
Auf der Hohe Flum bestiegen die Meisten den Turm, während ich über Wiechs nach Schopfheim zum Zug lief. Alle anderen wanderten vergnügt noch bis Wehr.
Die Sternwanderung zum Ödland
19. Mai 1955 (Himmelfahrt)
Dicke Regenwolken jagten am Himmel entlang. Es hatte stark geregnet. So starteten wir 09:15 bei eher schwacher Beteiligung. Sobald uns der Wald aufgenommen hatte, waren wir alle Schüler unseres Revierförster Hartl, der es in interessanter Weise, gemischt mit urwüchsig bayerischem Humor, verstand, uns den Wald zu erklären. Seien es die verschiedenen Bäume, die Forstkulturen oder die Tiere. Wir lernten viel und jeder war dankend dafür.
Die Felsenhütte bot einen Blick in das mehrere 100m senkrecht unter uns verlaufende Wehratal. Die unmittelbare Umgebung ist Naturschutzgebiet.
Im Regen ging’s um den Hornberg herum und so erreichten wir 13:00 Ödland. Die stärker vertretene Ortsgruppen Säckingen und Rheinfelden waren schon da. Ein prächtige Blick bot sich nach Norden: Hochkopf, Herzogenhorn, Höchenschwand
Forstmeister Schmieder aus Säckingen richtete einige Worte an die ca. 50 Anwesenden. Das Wetter hatte sich gemacht. Wir konnten uns ins Grüne setzen und dem Magen etwas zukommen lassen.
Dann zertrennten sich wieder die Gruppen. Wir ließen uns im Jägerstuble in Hornberg nieder.
Zum Rückweg wählten wir über Atdorf zum Segelfluggelände, wo gerade Hochbetrieb war. Dann ging’s den Fußweg Hütten – Wehr abwärts. 18:30 am Ziel.
Ein wohl ausgenutzter Tag!
Zeitungsbericht von 1955:
Die Sternwanderung zum Ödland
Die Sternwanderung des Schwarzwaldvereins am Himmelfahrtstag zur Ödland Kapelle was eine die Mühen reichlich lohnende Angelegenheit. Der Fußmarsch über Steinegghütte, über dem Mühlgraben, den Winterhaldenpfad und die alte Landstrasse bis in die Gegend der “Mühle im Schwarzwald” war sehr anregend in der frischen Höhenluft und bei herrlicher Sicht.
Daneben gab es gelegentlich auch kurzer Graupelschauer. Die Körner im Wald rund um Ödland hatten Taubeneiergröße erreicht. Immerhin befand man sich auch über tausend Meter hoch.
Auf der Ödlandkapelle trafen die Säckinger mit den Ortsgruppen Rheinfelden und Todtmoos zusammen. Die Ansprache von Forstmeister Schmieder war der Stunde angepasst. Die anderen Gruppen schlossen sich den Säckingern an und erlebten gemeinsam den Rückmarsch Basler Hütte und Ewaldweg nach Wehr. Im Bannwald einem ausgedehnten Naturschutzgebiet, gab es für die Unentwegten noch Gelegenheit mit Forstermeister Schmieder kühne Kletterübungen an den Kaiserfelsen zu machen.
Wanderung nach Schönegg
5. Juni 1955
Es war bei dieser Wanderung eine besonders rege Beteiligung. Sollte die Aussicht auf einen guten Schweizer Kaffee so viele gelockt haben?
Es hatten sich 48 Personen auf dem Wehrer-Bahnhof eingefunden und wir fuhren bei schönem Wetter nach Säckingen. Von dort ging es am Rhein entlang bis zum Mumpfer Fähre und wir setzten – mit viel Winken und Hallo – erst die eine Hälfte dann die andere – über zum Schweizer Ufer und jeder musste brav seine Grenzkarte vorzeigen.
Am Schweizer Ufer ging es unten am Rhein entlang und da die Sonne ziemlich brannte war dieser schattige Weg so angenehm! Wir wanderten durch Wallbach bis Schönegg hinauf und jeder freute sich auf etwas trinkbares.
Die Kinder verkrümelten sich zur Schaukel und die Erwachsenen erzählten sich und genossen die herrliche Aussicht auf den Rhein. Gegen 8 Uhr ging unser Zug ab Säckingen und wir tippelten vergnügt wieder zur Fähre, obwohl es anfing zu regen. Wir waren alle müde als der Zug uns alle heimwärts brachte.
Hohe Möhr
26. Juni 1955
Die Wanderfreunde, 14 an der Zahl, fuhren 12:48 mit der Bahn nach Zell in Wiesental.
Es war schwül und mancher Tropfen Schweiß floss beim Anstieg zur Hohen Möhr. Prächtige Ausblicke ergaben sich ins Wiesental und zum Zeller Blauen. Steil erhoben sich die Hänge beidseitig des Wiesentals.
In der Ferne prallte der Donner. Gibt es etwas? In einer Unterkunftshütte bei 899m sammelte sich die weit auseinander gezogene Schar. Der Himmel hatten sehr arg verfinstert.
Wir stiegen weiter den Hang bis auf 1000m und erreichten den Turm nach 2 Stunden um 15:30. Die Aussicht war dürftig. Gaisbühl und Riedichen könnte man sehen. Wehr war nur undeutlich zu erkennen.
Wir zogen es vor den Abstieg nach Schweigmatt zu beschleunigen. Es müsste Regen bald einsetzen. Kaum saßen wir ging das Wetter los. Im Cafe Greiner ließ sich das Wetter schon aushalten, aber wir wollten ja auch wieder Heim.
Wir hatten schon ein Bus für Hausen bestellt, als Petrus doch noch ein Einsehen hatte, und uns das Fahrgeld sparen ließ. Mit frohe Laune zogen wir durch dampfende Wälder und Wiesen. Herrlichen Kornblumen standen am Wege. So kamen wir herunter nach Wehr und beruhigten uns nach alle Sorge.
Gruppenfahrt zur Wutachschlucht
25. September 1955
2 stattliche Omnibusse und 2 Privatwagen mit zusammen 80 Teilnehmer … 9 Uhr Erster Halt am Heldenfriedhof St. Blasien. Zweiter Halt am Schluchsee.
Strahlende blauer Himmel wölbte sich über uns. Kurz war Bad Boll erreicht. Wanderfreund Huber gab eine kurzer Übersicht über geologische Verhältnisse, dann ging’s los. Wenn es nicht so trocken gewesen wäre, hätte wohl manche einen nassen Fuß bekommen.
Ein Pfad wand sich durch die 2km lange Schlucht. Wir waren zusammen und durch wieder allein.
Steil regten die Felsen empor in denen sich die Arbeit des Wassers über die Jahrtausende verfolgen ließ. Manchmal musste man sehr aufpassen, um nicht abzurutschen.
Zwischen 14:45 und 15:30 trafen die Grüppchen in der Wutachmühle ein. Die meisten hatten genug und verzichtete auf die Durchführung des Programms, auch noch die Gauchachschlucht mitzunehmen.
Nach ausgedehnte Rast ging’s wieder zum Bus weiter. In Bachheim nahmen wir die Gauchachwanderer auf, warteten noch auf ein Telnehmer und kehrten durchs Schlüchttal über Waldshut zurück.
Leider war es auf der Heimfahrt schon dunkel. Mit Singsang rollten wir in Wehr ein.
Über Schwörstadt und Öflingen
30. Oktober 1955
Trotz Regenmeldung strahlte die Sonne vom Himmel und es fanden sich am Bahnhof ca. 39 Leute zur Wanderung ein. Als das Enkendorf hinter uns lag und wir leicht aufstiegen auf der Schwörstadter Strasse stand am Himmel, silber glänzend, ein wunderhübscher großer Luftballon mit der Aufschrift “Basel”.
Es wurde immer wärmer und wir wanderten am Rhein entlang, sahen von weitem auf Schloss Schönau, ließen den Hummel rechts liegen und landeten im Gasthof Adler in Öflingen. Dort fand ein gemütliches Beisammensein bei Wein, Bier, Tee statt.
Manche brachen schnell wieder zum Zug auf, unser Tisch fuhr erst gegen halb sieben von Öflingen aus nach Wehr. Es war der Abschiedsmarsch vor dem Winter!