Chronik des Schwarzwaldverein Wehr
Eine Geschichte im Wehrer Stadtgeschehen
1896
Gründung
Am 1. Juli 1896 teilte der Fabrikant Herr Hans Herosé dem Hauptvorstand des Badischen Schwarzwaldvereins mit, dass man beschlossen habe, in Wehr eine Sektion zu gründen.
Am Ort gründeten am Freitag, 24. Juli 1896, 18 Interessenten die “Sektion Wehr” als 48. Sektion des im Jahr 1864 entstandenen Badischen Schwarzwaldverein, der 1934 mit dem Württembergischen Schwarzwaldverein fusionierte.
An die Versammlung vom 24. Juli 1896 wurden folgende Herren in der Vorstandschaft gewählt:
Vorstand: Hans Herosé, Fabrikant
Prokurist: E. Kaucher
Schriftführer und Kassierer: Dr. med. Georg Kerner, prakt. Arzt,
Beirat: Gustav Brugger, Gastwirt,
Beirat: Otto Brugger, Weinhändler,
Beirat: Fritz Rupp sen. Fabrikant
Beirat: Carl Trunkenbolz, Waldstraßenmeister
Der Mitglieder Zahl ist mit 26 ausgegangen. Die Liste der Mitglieder ist leider nicht erhalten. In den Gründungsjahren betrug der Beitrag 2 Mark pro Halbjahr und erhöhte sich bis 1950 nur um 50 Pfennig.
Zunächst in Zusammenarbeit mit anderen lokalen Vereinigungen nahm die “Sektion Wehr” des Schwarzwaldvereins um die Jahrhundertwende mit der Aufstellung von Rühebänken, Wegearbeit und Verschönerungsarbeiten in der Burgruinen von Wehr Ihre Arbeit auf.
1903
Ein Weg nach Hasel
1903 wurde ein sehr ausführlicher Kostenüberschlag aufgestellt: Anlage eines 1,50 m breiten Weges von Flienken nach der Haseler Höhle im Interesse des großen Touristenverkehrs. Die Kosten wurden mit 900 Mark veranschlagt. Der Hauptvorstand genehmigt 400 Mark. Ein unfangreicher Schriftwechsel zeigt jedoch, dass die Ausführung in der geplanter Form nur auf Wehrer Gemarkung möglich war.
Laut Hans Herosé:
“Nach Abschluss mannigfaltiger Erörterungen wurde festgestellt dass der Hauptwiderstand, von Seiten der Haseler Gemeinde, in der Befürchtung liegt, es möchten die Interesse der Gemeinde unter Wiederherstellung des Fußweges notleiden, insofern, als der Fremdenverkehr mehr nach Wehr hingezogen werden können.”
1904 wurden Trinkwasserquellen in der Wehraschlucht erschlossen.
1905
Die Ruine Werrach
1905 legte der Verein Fußwege zur Ruine Werrach an, erstellte eine Pavillon und Ruhebänke und ließ das Gemäuer ausbessern.
“Die Restauration, die billigst ausgeführt worden ist, hat unsere Verein finanziell schwer mitgenommen, dergestalt, dass wir mit unseren Schulden von 800 Mark, groß genug für unseren kleinen Verein, jetzt zu kämpfen haben.”
Der Hauptverein liess 400 Mark springen. Die Übergabe, die neue Anlage auf der alten Burg Werrach am Sonntag den 17. Septmber 1905, im Wehrataler groß angekündigt, musste wegen der ungünstigen Witterung verschoben werden.
1905
Der Verschönerungsverein
Allgemein versuchte damals jede Stadt für sich, den Fremdenverkehr in ihre Gegend zu leiten. und so entstand bald ein Wetteifer, Ortsbild und Umgebung so reizvoll wie möglich zu gestalten. Dieser Aufgabe konnte die Gemeinde nur gerecht werden mit der Hilfe freiwilliger Organisationen, die nun als “Verschönerungsvereine” zahlreich aus dem Boden schossen.
Für Wehr ist es interessant, dass es der Radfahrer-Verein war, der die Initiative ergriff.
27 Februar 1905: “Wenn ein solcher Verein, der geeignet wäre, Verschönerung unseres Ortes und den Verkehr in Wehr zu fördern uns zu pflegen, zustände kommt, ist der Radfahrer-Verein Wehr bereit aus seiner Kasse, “Hundert Mark” zu stiften.”
Als Stiftungsurkunde unterschrieben:
Franz Trefzger, Vorstand
Gustav Trefzger, Kassier
Otto Kramer, Schriftführer
Am 09.04.1905 fand die Gründung des Verschönerungsvereins in der alten Krone statt.
“Eine enge Zusammenarbeit mit dem Schwarzwaldverein und der Gemeindeverwaltung wurde gewünscht, um gemeinsam gemeinnützigen Zwecken zu dienen.”
Nun arbeiteten Schwarzwaldverein und Verschönerungsverein, beide unterstützt durch die Gemeindeverwaltung, Hand in Hand. Der Verschönerungsverein beschränkte sich hierbei in erster Linie auf der Gestaltung des Ortsbildes, während der Schwarzwaldverein sein Augenmerk mehr auf die Umgebung, die Ruine Werrach und Bärenfels, auf Waldwege und deren Markierung richtete.
1910
Markierung und Wege
Damals begann im Hauptverein die Planung des “über den ganzen Schwarzwald sich erstreckende Wegnetz mit ausgezeichneter Markierung”.
1902 bestanden schon der Höhenweg I und II, Pforzheim-Basel und Pforzheim-Waldshut, und nun begann die Ausarbeitung der Querverbindungs- und Zugangswege, deren Ausführung den Ortsgruppen oblag.
Dazu gehören in unseren Bereich folgende Wege:
Vom Bergalinger Rank abwärts und durch den Wehragarten, fertig gestellt 1909.
Vom Bergalinger Rank aufwärts durch die Klingenfelsen über die Heidenmauer nach Hütten, fertig gestellt 1910.
Vorher wurden bereits Fußwege zur Ruine Bärenfels angelegt, ein Weg rechts der Wehra, bis zum 1955 zusammengebrochen 2. Storchensteg der in naher Zukunft wieder erstellt werden sollte, und ein Weg zum Solfelsen, damals häufiger Pelzkappenstein genannt.
An dem darüber vorliegenden Schriftverkehr zeichnen ab 1906 als Schriftführer Otto Leber (Bürgermeister) und als Rechner Erhard Trefzger (Ratsschreiber).
1914
Erster Weltkrieg
1914 wird die Mitgliederzahl der Ortsgruppe mit 68 angegeben. Vorsitzender Hans Herosé, stellvertretende Vorsitzende: L. Mutter
Mehr als spärlich sind verständlicherweise die Berichte aus den beiden Weltkriegen. Mancher Wanderstab stand verwaist in der Ecke, sein Besitzer hatte ihn mit dem Gewehr tauschen müssen. Viele ließen ihr Leben für Deutschland. Der Schwarzwaldverein errichtete ihnen zum Gedächtnis den Fohrebühl-Turm bei Schramberg.
1920
Die 20er-Jahre
1920 übernahm Fabrikant Alfred Hauber den Vorsitz, Rechner war Wilhelm Kleissler. Wanderwege und Markierung waren in bösem Zustand, keine einzige Bank mehr erhalten. Wie oft zog eine kleine Schar hinaus, dies alles wieder neu herzustellen.
1929 Neuwahlen beim Schwarzwaldverein:
1. Vorsitzender: Wilhelm Kleissler, Kaufmann
2. Vorsitzender: Albert Rupp, Fabrikant.
Rechner: Paul Welte, Kaufmann
Schriftführer: Prof. Theodor Dobmann
Mitgliederzahl: 60
1939
Zweiter Weltkrieg
Bei Wanderungen trifft sich eine kleine, treue Schar. Der Hauptverein rühmt die selbstlose Arbeit. Die Mitgliederzahl nimmt rasch zu. 1939 sind es 120 Wanderfreunde. Prof. Dobmann wird als begeisterter Naturfreund und gute Kenner der Heimart erwähnt.
Trotz alle Bemühungen gelang es nicht, den Verfall des Vereines im zweiten Weltkrieg aufzuhalten. Nur 38 Mitglieder waren es im 1945.
Die wenigen Getreuen standen fest zur Sache. Aber ein großer Verdienst ist es, die Ortsgruppe durch die schwere Zeit hindurch zu führen und das nur noch schwach flackernde Flämmchen des Wandergedankens vor dem Erlöschen zu bewahren.
1948
Nachkriegszeit
Im Spätjahr 1948 begannen sich wieder Vereine zu regen. Mit Argusaugen wachten die Franzosen, dass ihnen kein Vaterländischer Hauch anhing. Auch der Schwarzwaldverein – sogar jede Ortsgruppe – musste sich die Wiederzulassung förmlich erbitten. Wilhelm Kleissler war unermüdlich und arbeitete im Stillen.
An Veranstaltungen war vorerst kaum zu denken.
Vorstand 1950:
1. Vorsitzender: Wilhelm Kleissler
2. Vorsitzender: Albert Rupp
Rechner: Wilhelm Gräßlin
Schriftführer: Erich Weissenberger
1952
Tod von W. Kleissler
Einen schweren Schlag erlitt die Ortsgruppe, als ihr Wilhelm Kleissler am 1. Juli 1952 unerwartet verstarb.
Albert Rupp war durch seine Tätigkeit überbeansprucht und Erich Weissenberger verzog nach Freiburg. Wilhelm Gräßlin stand alleine da.
Zur Mitarbeit meldete sich niemand. Der Einladung zur Hauptversammlung 1953 leisteten gerade die drei Vorstandsmitglieder Folge. Ähnlich lag der Fall bei Wanderungen. Dennoch gelang es W. Gräßlin, zusammen mit dem aus Steinen gekommene Hans Schneider, 1954 einige Fremde zu werben. Ein gute Auftakt war die Wanderung am 7. November 1954 mit 12 Personen, vorwiegend Gästen.
1955
Reaktivierung
Bedauerlicherweise existieren bis in die 50er Jahre kaum Archivunterlagen. Vermutlich verlorengegangen infolge der kriegs- und nachkriegsbedingten Ruhephase.
Wie alle Pioniertaten gebührt den Gründervätern aber Dank und Anerkennung für das, was sie Ende des 19. Jahrhunderts angegangen sind und soweit fundamentiert haben, . dass Mitte des 20. Jahrhunderts nach über 15-jähiriger Pause der Wille entstand, Ihre seinerzeitigen Ideen aufzugreifen, zu aktualisieren und auszubauen.
Ab der Mitliederversammlung vom 26. Januar 1955 bestand wieder ein handlungsfähiger Vorstand:
Wilhelm Gräßlin, 1. Vorsitzender
Georg Richter, 2. Vorsitzender
Hans Schneider, Wanderwart
Andreas Hartl, Wegewart
Karl-Heinz Pohle, Rechner
Karl Huber, Jugendgruppenleiter
Waren es bei der Gründung im 19. Jahrhundert vorwiegend Selbständige, die Vorantwortung übernahmen, so teilten sich jetzt Angestellte und Beamte die Führung. Diese Männer und begeisterte Vereinsmitglieder leisteten erneut Aufbauarbeit.
Zu gemeinsamen Wanderungen trafen sich die Mitglieder anfangs jeweils kurzfristig. 1955 erschien ein erster Wanderplan mit vier im voraus festgelegten Terminen.
Zu den Wanderungen von 1955 gibt es einige Berichte. Damals hatte man weniger Möglichkeiten um Fotos zu machen, dafür wurde ausführlicher beschrieben und zu jeder Wandertour wurde eine handschriftliche Skizze angefertigt. Eindrücke der 50er-Jahre gibt es hier: